Johannes Prassek (32) †

Eduard Müller (32) †

Hermann Lange (31) †

Karl Friedrich Stellbrink (49) †

Die Lübecker Märtyrer

Andenken und Verehrung

Die drei katholischen Priester Johannes Prassek, Eduard Müller, Hermann Lange und der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink werden als die „Lübecker Märtyrer“ erinnert und verehrt. Sie wurden am 10. November 1943 durch das Nazi-Regime in Hamburg hingerichtet. Ihre öffentliche Kritik an den Unrechtstaten der Nationalsozialisten bezahlten sie mit ihrem Leben. Die katholischen Priester wurden am 25. Juni 2011 seliggesprochen, Pastor Stellbrink wird seit 1969 im Evangelischen Namenkalender geehrt.

Johannes Prassek

„Wir wissen, dass wir in diesen unseren Ideen, in diesen unseren „Dogmen“ die Sicherheit und Wohlfahrt der Menschheit beschlossen tragen, wissen, dass in diesen unseren Ideen die Naturgesetze und Gott auf unserer Seite stehen; das gibt uns unsere Sicherheit, das gibt uns auch den Mut, unter Umständen auch einer übermächtigen Gegenwart immer wieder ein Nein entgegenzurufen, selbst wenn wir als Einzelne dann vielleicht von dieser Gegenwart erdrückt würden.“

21.02.1943, Brief an Gisela Gunkel, Marstallgefängnis

Eduard Müller

„… wer euch aufnimmt, nimmt mich auf [sagt Jesus]; wer euch verachtet, verachtet mich usw. ja, mein lieber Franz, erkennen wir doch unsere unendlich große Würde und handeln wir danach! Erkennen wir doch unsere unendlich große Aufgabe, die wir gerade heute haben.“

10.01.1943, Brief an Franz von de Berg, Marstallgefängnis

Karl Friedrich Stellbrink

„Nun ist er nicht mehr, er ist ein Opfer der Mächte des Hasses und der Lüge auf dieser Welt geworden …“

14.06.1940, Brief an Hugo Heiß (leiblicher Vater seines an einer Kriegsverletzung verstorbenen Pflegesohns Ewald), Lübeck

Hermann Lange

„Morgen muss ich ein armes Mädchen von 15 Jahren beerdigen. (…) Ist das nicht furchtbar? (…). Da sieht man aber, wohin es geht, wenn die Menschen Gott verloren haben und wenn sie jeglichen Halt verloren haben (…). Man sät heute eine Drachensaat, die, wenn sie erst aufgegangen, furchtbare Folgen zeitigen wird!“

14.11.1941, Brief an Angela Lange, Lübeck

Hamburg, den 10. November 2023

Sehr geehrte Besucher,

vier Menschen, die mich bereits als Priesteramtskandidat beeindruckt haben. Vier Namen, an die ich mich erinnern möchte. Vier Leben, die am Abend des 10. November 1943 gewaltsam endeten.

Im Abstand von drei Minuten wurden die Kapläne Eduard Müller, Johannes Prassek, Hermann Lange und der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink hier in Hamburg durch das Fallbeil hingerichtet.

Warum mussten sie so sterben? Die vier hatten öffentlich und in Gesprächen mit Mitgliedern ihrer Lübecker Gemeinden gegen die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes Stellung bezogen. Sie waren aus ihrem Glauben heraus zutiefst überzeugt, dass jeder Mensch Würde, Wert und ein Recht auf Leben besitzt. Sie wandten sich gegen die Ermordung von geistig und körperlich behinderten Menschen. Sie wandten sich gegen den von den Nazis begonnenen Krieg. Sie halfen – trotz Verbot – polnischen Zwangsarbeitern, die als „rassisch minderwertige“ Menschen galten.

Sie waren sich des Risikos bewusst. Sie wollten ihren Werten, ihrem christlichen Menschenbild und ihrem tiefen Glauben treu bleiben.

Für mich sind die vier Lübecker Märtyrer Vorbilder. Ich verehre sie für ihren Mut und ihre Treue zu Jesus Christus. Sie laden mich ein, wach auf die Herabwürdigung von Menschen zu achten und meinen Mund dagegen aufzumachen. Sie ermutigen mich, auf der Seite der betroffenen Menschen zu sein und entschlossen für sie einzutreten. Sie fordern mich auf, wo nötig, mutig Widerstand zu leisten.

Vielleicht sind Sie ja auch von ihrem Vorbild angesprochen? Gerade heute, 80 Jahre später, in einer Zeit, in der rechtsextreme Gedanken und Haltungen wieder gesellschaftsfähig werden, mahnen die vier Märtyrer uns als Christen, schon den Anfängen entgegenzutreten.

Mit herzlichen Grüßen und meinen Segenswünschen für Sie und Ihre Lieben

Erzbischof Dr. Stefan Heße

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Verehrung kennt viele Formen

Gebet und Bitte um Fürsprache

Manchmal ist es leichter, andere Menschen um Hilfe zu bitten, als zu Gott zu beten. Heilige und Selige sind solche Menschen. Sie können Vorbilder und auch als Verstorbene Fürsprecher sein, an die wir uns mit unseren Bitten und Gebeten für uns selbst oder andere wenden können.

Unterstützung für Betroffene

Das Handeln der Lübecker Märtyrer ermutigt dazu, sich auf die Seite von Menschen zu stellen, die herabgesetzt, verfolgt, wegen ihrer Herkunft ausgrenzt werden oder Not leiden. Das Beispiel der vier fordert auf, sich nicht nur mit Worten sondern auch mit Taten entschlossen für betroffene Menschen einzusetzen – auch wenn es persönliche Konsequenzen haben kann.

Wachsamkeit und Widerständigkeit

Das Vorbild der vier Lübecker lädt ein, wachsam auf jede Herabwürdigung und Diskriminierung von Mitmenschen zu achten – sei es durch Worte oder Taten. Es geht darum, den Mund aufzumachen und dem entgegenzutreten. Mutig und unerschrocken die eigenen Werte zu vertreten und für die Würde eines jeden Menschen einzustehen.

Foto: CC BY-SA 3.0 Freepenguin

Schicken Sie Ihr Anliegen

Ein Gebet kann einem Gefühl Ausdruck geben und Verbundenheit bedeuten – weil ein Gebet auch die Hoffnung ist, mit einer Sorge nicht allein zu sein. Schicken Sie uns Ihr Gebetsanliegen – die Benediktiner-Mönche im Kloster Nütschau werden es gern in ihr Gebet hineinnehmen und vor Gott tragen.

Eduard Müller

Johannes Prassek

Fotos Eduard Müller, Hermann Lange, Johannes Prassek: © Stiftung Lübecker Märtyrer, Foto Karl-Friedrich Stellbrink: © Gedenkstätte Lutherkirche

Hermann Lange

Karl-Friedrich Stellbrink

Erfahren Sie mehr

Möchten Sie mehr über die vier Lübecker und ihre bewegende Geschichte erfahren? Dann empfehlen wir Ihnen die Erzbischöfliche Stiftung Lübecker Märtyrer. Sie pflegt in besonderer Weise das Gedenken und verwaltet den ihr anvertrauten Nachlass. Die Stiftung ist zudem Trägerin der Gedenkstätte Lübecker Märtyrer an der Propsteikirche Herz Jesu in Lübeck.

Sie hat auf ihrer Website viele interessante Informationen zu den vier Lübeckern für Sie zusammengestellt. Neben Bildern und Videos finden Sie die Abschiedsbriefe, die die vier am Tag ihrer Hinrichtung an ihre Lieben geschrieben haben.

www.luebeckermaertyrer.de

Gottesdienste

Informationen zu den drei Gottesdiensten, die anlässlich des Gedenktags stattfinden, finden Sie unter Gottesdienste.